Konservieren von Kulturerbe durch Gefriertrocknen – Erhalt der Vergangenheit für die Zukunft

Die meisten Leute denken beim Gefriertrocknen an Lebensmittel, Medikamente oder High-Tech-Labore. Aber diese schonende Konservierungsmethode hat noch andere, weniger offensichtliche Einsatzmöglichkeiten beim Erhalt des kulturellen und historischen Erbes. Von seltenen Büchern bis hin zu Artefakten des Altertums hilft Gefriertrocknen den Kuratoren beim Erhalt fragiler Kunstschätze für künftige Generationen.

Eine der dramatischsten Anwendungen des Gefriertrocknens ist die Rettung von Kunstschätzen nach Wasserschäden. Nach Hochwasser, Wasserrohrbrüchen oder Wasserschäden beim Feuerlöschen können Bücher, Dokumente, Textilien und sogar Gegenstände aus Holz mit Wasser vollgesogen sein. Bei traditionellen Trockenmethoden riskiert man weitere Schäden, indem Seiten zusammenkleben, Tinte verläuft, Schimmel entsteht und empfindliche Fasern sich auflösen. Das Gefriertrocknen bietet einen Weg, diesen Prozessen nahezu unmittelbar Einhalt zu gebieten.

Das Prinzip ist das gleiche wie bei der Konservierung von Lebensmitteln, die Sachen werden tiefgefroren und dann in einem Vakuum platziert, so dass das Eis durch direkte Sublimation in Wasserdampf entzogen werden kann. Da die flüssige Phase hier nicht zur Geltung kommt, gibt es nur minimale Auswirkungen auf die Struktur des Objekts. Tinte, Pigmente und Bindungen bleiben weit besser in Form und auch das Risiko von Schimmel wird dramatisch reduziert.

Bibliotheken und Archive rund um die Welt haben das Gefriertrocknen verwendet, um unschätzbare Sammlungen nach Katastrophen zu retten. In manchen Fällen konnten sogar jahrhundertalte Manuskripte wieder in einen stabilen Zusand gebracht werden, was es Wissenschaftlern erlaubte, Studien fortzusetzen ohne unersetzliches Wissen zu verlieren.

Freeze dried book

Museen nutzen die Technik auch für biologische Muster. Mit dem Gefriertrocknen kann man Pflanzen, Insekten und anderes natürliche Material in einer Art und Weise konservieren, bei der Form und Farben erhalten bleiben. Solche Exemplare können ausgestellt oder aufbewahrt werden, ohne dass die Gefahr des Verfalls besteht. In der Archäologie wird das Gefriertrockenen eingesetzt, um empfindliche Funde wie Leder, Textilien oder gar antike Reste von Lebensmitteln zu konservieren, was den Forschern unschätzbaren Einblick in vergangene Kulturen geben kann.

Ein anderer Vorzug von gefriergetrocknetem Material ist der einfachere Transport und die sichere Lagerung. Denn sobald das Wasser komplett entzogen ist, sind diese Sachen vor Zersetzung durch diverse Mikroben geschützt und sie können in ausreichend trockener Umgebung auch ohne übermäßige Klimatisierung sicher aufbewahrt werden. Das ist besonders wichtig, wenn es um wandernde Ausstellungen geht, die in anderen Teile der Welt gezeigt werden, wo keine fortschrittlichen Konservierungsbedingungen bestehen.

Zwar ist das Gefriertrocknen nicht für jedes Material geeignet, denn manche Farbstoffe, Klebemittel oder Kompositstrukturen können unvorhergesehen reagieren, aber dennoch ist es ein unschätzbares Verfahren im Werkzeugkasten für die Konservierung. Es funktioniert am besten, wenn es mit der Bewertung von Experten, sorgfältiger Handhabung und Langzeitpflege einhergeht.

In gewisser Weise bietet das Gefriertrocknen für die Geschichte das, was es auch für Lebensmittel und Medikamente bietet – Verlängerung der Haltbarkeit. Nur dass hier die verlängerte Lebensdauer kultureller, intellektueller und künstlerischer Art ist. Egal ob es um ein mittelalterliches Manuskript, eine botanische Sammlung aus dem 19. Jahrhundert oder ein hochwassergeschädigtes Archiv geht – Gefriertrocknen bietet einen Weg, die Vergangenheit in die Zukunft zu retten, trocken, stabil und bereit, erneut entdeckt zu werden.

Books and library in Freeze drying lyophylisation

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

de DE